Bob3: Ein Roboter hilft beim Programmieren
Schülerinnen der Gesamtschule lernen in einer Arbeitsgemeinschaft mit einem Stolberger Roboter eine Programmiersprache
Kiara und Lotta sitzen gemeinsam an einem Rechner im Computerraum der Gesamtschule Stolberg am Sperberweg. Die beiden Fünftklässlerinnen stecken die Köpfe zusammen, blicken konzentriert auf den Monitor. Über ein USB-Kabel und eine Art Helm ist ein kleines, blinkendes Figürchen mit dem Rechner verbunden. Das ist der Roboter „Bob3“, und der kleine Bob wird gerade von Kiara und Lotta im Rahmen einer reinen Mädchen-AG programmiert. Direkt hinter den Mädchen an ihren Rechnern läuft Katja Bach auf und ab. Die junge Mathematikerin arbeitet bei der Stolberger Firma Nicai Systems, die seit mittlerweile zehn Jahren edukative Roboter herstellt, also programmgesteuerte Maschinen, mit denen Schülerinnen und Schüler erste Schritte in der Welt der Technik machen sollen. Der kleine „Bob3“ ist das jüngste Produkt aus dem Hause Nicai. Er reagiert auf Berührungen, kann in unterschiedlichen Farben leuchten und sogar mit „Artgenossen“, also mit anderen Bobs, kommunizieren.
Wenn Bob etwas Neues lernen soll, dann muss er über den Helm an den Rechner angeschlossen und entsprechend programmiert werden. Das klingt einfach, ist aber in der Praxis ganz schön knifflig. „In dieser AG lernen die Schüler den Umgang mit einer reellen Programmiersprache, einem C-Dialekt“, sagt Katja Bach.
Wie Profis arbeiten
Dabei sei wichtig, dass es sich bei dem „Bob“-System nicht um Kinderprogrammieren oder gar ein Spielzeug handelt, sondern dass durch dieses Projekt eine Vorgehensweise vermittelt wird, mit der auch Profis arbeiten. Das klingt anspruchsvoll, nicht nur für Fünftklässler. „Das Erlernen einer Programmiersprache kann gerade für Kinder und Jugendliche zunächst eine ziemlich trockene Angelegenheit sein. Mit dem kleinen Roboter wollen wir erreichen, dass die Mädchen beim Programmieren direkt erste Erfolge sehen“, erklärt die Wissenschaftlerin.
Und das ist nicht alles: Denn bevor die Mädchen mit dem Programmieren begonnen haben, hat jede ihren eigenen Bob unter Anleitung zusammengebaut, zum Teil auch gelötet. Sie haben Widerstände, LED-Lämpchen und Phototransistoren angebracht. „Auch das führt dazu, dass die Kinder Berührungsängste mit Technik verlieren und zudem verstehen, was sich im Inneren eines Computers abspielt.
Nicht einfach im Laden kaufen
„Ich beschäftigte mich zu Hause viel mit Elektronik“, sagt Schülerin Kiara, „und wenn wir hier unsere eigenen Roboter bauen und programmieren, dann schätzt man das viel eher, als wenn man das einfach im Laden kauft.“ Ihre Freundin Lotta ergänzt: „Es ist spannend, dass man den Roboter selbst baut und ganz alleine entscheiden kann, was der können soll. Wenn man sich sowas einfach kauft, dann ist das ja immer vorgegeben!“
Zustande gekommen ist die neue AG an der Gesamtschule in Kooperation mit dem ZDI-Netzwerk Aachen (Zukuft durch Innovation). Durch dessen Förderung ist die Stolberger Firma Nicai mit ihren Bob-Robotern an insgesamt sieben Schulen in der Region unterwegs. „Die Nachfrage ist wirklich enorm – und uns freut es einfach zu sehen, wenn die Kinder Spaß am Programmieren haben“, sagt Bach.
Und auch an der Schule ist das so. „Wir sind als Schule der Ansicht, dass Schüler sich heutzutage früh mit dem Thema Programmieren auseinandersetzen sollten“, erklärt Lehrerin Hildegard Krebs-May, die die Arbeitsgemeinschaft leitet. Und gerade im Informatikbereich seien Frauen stark unterrepräsentiert, betont die Lehrerin, die an der Schule Mathematik und Biologie unterrichtet und außerdem die Koordination der Mint-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) übernommen hat. Dass an der Robotik-AG zunächst nur Mädchen teilnehmen dürfen, habe bei den Jungen in den unteren Klassenstufen natürlich nicht gerade für Begeisterung gesorgt. „Aber ich bin davon überzeugt, dass die Mädchen, wenn sie unter sich sind, sich entspannter in diesem Themenfeld bewegen, das für sie noch vollkommen neu ist“, so die Lehrerin. Außerdem sei die AG zunächst ein Testprojekt gewesen. „Wenn alles gut läuft, wollen wir das durchaus ausbauen“, sagt Hildegard Krebs-May.
Auch die Schulleitung der Gesamtschule ist angetan von den programmierenden Schülerinnen: „Die Mädchen bearbeiten hier thematisch ein Feld, das für die meisten bisher noch gar keine Rolle gespielt hat“, sagt Markus Emundts, stellvertretender Schulleiter.
Das könne auch bei der Wahl des späteren Berufs eine große Rolle spielen. „Wenn die mit ihrer AG fertig sind, dann können die Schülerinnen der fünften oder sechsten Klasse besser programmieren als so mancher Abiturient“, sagt Emundts.
Wie gebannt vor dem Bildschirm
Kiara und Lotta sitzen immer noch gebannt vor dem Bildschirm. „Wir wollen versuchen, dem Roboter beizubringen, dass zwei seiner LED-Lämpchen abwechselnd blinken sollen“, erklärt Kiara. Das klappt aber noch nicht so richtig. Aber aufgeben tun die beiden Mädchen deshalb noch lange nicht. „Naja, manchmal kommt man eben an einer Stelle nicht direkt weiter. Dann probiert man was anderes, und irgendwann klappt es dann“, sagt Lotta mit einem zufriedenen Blick auf ihren „Bob3“.
„Mit dem kleinen Roboter wollen wir erreichen, dass die Mädchen beim Programmieren direkt erste Erfolge sehen.“
Katja Bach, Diplom-Mathematikerin
„Manchmal kommt man eben an einer Stelle nicht direkt weiter. Dann probiert man was anderes, und irgendwann klappt es dann.“
Lotta, Schülerin, über den Umgang mit ihrem „Bob3“
Quelle: Stolberger Zeitung / Nachrichten